Die Freien Wähler im Bezirk Schwaben luden zum regionalen Energiegipfel nach Mertingen. Namhafte Vertreter aus Wirtschaft und Politik brachten dabei Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse den Zuhörern nahe. Zu Beginn gab es die Möglichkeit, ein Stück Energiewende vor Ort anzusehen.

Lokales Projekt: Strom ersetzt Diesel

Firma Klauser-Wensauer, ein lokales Unternehmen, welches den Abbau hochwertiger Kiese betreibt, stellte ihr aktuelles Projekt vor, Photovoltaikelemente schwimmend auf Seen zu betreiben. Dabei werden die stromerzeugenden Elemente auf einem Schwimmkörper aus einer patentierten Kunststoff-Spezialbeton-Konstruktion montiert und zusammengeschaltet, so dass der erzeugte Strom direkt für die Maschinen der Kiesförderung eingesetzt wird und somit sofort und unmittelbar Diesel ersetzt, der ansonsten für einen entsprechenden 90-kW-Generator verbraucht wird. Neben dieser Möglichkeit könnte man auch darüber nachdenken, derartige Anlagen auf ohnehin entstehenden Kiesweihern zu installieren. Bei der Bewertung, wie man hierzu aus Sicht des Naturschutzes steht, sollte dabei berücksichtigt werden, dass durch den derzeit praktizierten Abbau von Sanden und Kiesen große Flächen solcher Gewässer jährlich neu entstehen, ein solcher Einsatz also keine natürlichen Wasserflächen beeinträchtigen würde.

Vielfältige Aspekte in der Alten Brauerei in Mertingen

Im Anschluss gaben im gut gefüllten Saale der Alten Brauerei in Mertigen einige Vertreter aus Wirtschaft und Politik Einblicke aus ihrem speziellen Erfahrungsbereich. Fabian Mehring, stv. Bezirksvorsitzender der FW und FW-Fraktionschef in Meitingen, moderierte die Veranstaltung.

So gab es Informationen zu konkreter Technik, wie z. B. durch Heinrich Gärtner, Geschäftsführer bei GP Joule, welche in Buttenwiesen Forschung betreibt und bereits jetzt funktionierende Systeme im Bereich Power-to-Gas anbietet. Mit dieser Technik kann vorhandener überschüssiger Strom in Gas gewandelt werden, welches gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder durch Verbrennung zu Strom umgewandelt werden kann. Der Wirkungsgrad ist dabei zwar nicht übermäßig hoch, jedoch handelt es sich jeweils um überschüssigen Strom, wodurch es trotzdem wirtschaftlich bleibt. Dabei wurde aufgezeigt, dass es oftmals nicht an technischen, sondern an politische Lösungen mangelt.

Der Bundesvorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, erinnerte an die Forderung von 2013, ein Energieministerium einzurichten, auch mit dem Ziel, eine Redemokratisierung der Energieerzeugung einzuleiten. Weg von Stromtrassen, die mehr Probleme bereiten als lösen, und außerdem Konzerne und Großinvestoren stärken und einer tatsächlichen Energiewende im Weg stehen.

Gut für die Umwelt – gut für uns

In verschiedenen Beiträgen kam zum Ausdruck, dass neben den Vorteilen für die Umwelt auch ganz deutliche regionalwirtschaftliche Vorteile reizen. Anstatt Energie in Form von Öl, Gas oder Uran im Ausland zu beziehen und dort weiterhin abhängig zu bleiben, schafft eine regionale Energieerzeugung vor Ort Wertschöpfung, auch Arbeitplätze und tatsächliche Unabhängigkeit.

Einen anderen Aspekt brachte unser FW-Marktrat Robert Hecht aus seinem Unternehmen mit ein. Er zeigte die derzeitigen bürokratsichen Hürden, selbst für kleinste Anlagen auf. Das gipfelt darin, dass quasi jeder Betreiber einer Anlage die relevanten 120 Seiten Gesetztestext selbst kennen sollte, um auf der sicheren Seite zu sein.

Neben der Bürokratie stellt auch ganz besonders die für jeden sichtbare Planungsunsicherheit ein großes Hemmnis dar, wie Hans-Peter Rauch, Präsident der schwäbischen Handwerkskammer, illustrierte. Dadurch ergeben sich für Forschung, Entwicklung, Hersteller wie auch für Betreiber und Investoren große Risiken. Und das kann dazu führen, dass sich entsprechendes Wissen und Fertigkeiten langfristig eher im Ausland entwickelt.

Bei so viel Hemmnissen und Unsicherheiten stellt sich einmal mehr die Frage, ob es Zufall ist, dass die Energiewende nur halbherzig angegangen wird, etwa hauptsächlich um „den Grünen“ das Thema wegzunehmen, oder ob es gar Strategie sein könnte, um an den bestehenden Strukturen langfristig nichts zu ändern.

Die Veranstaltung gab einen guten Überblick über den Stand der Dinge und war doch gespickt mit interessanten Details. Die überzeugenden Argumente aus einem breiten Spektrum von Beteiligten lässt hoffen, dass bei allen Hindernissen sich eine Energiewende durchsetzen kann, die den Namen auch verdient.